Malerhauck im Bauhaus-Fieber
100 Jahre Bauhaus
Klare Linien, neutrale Farben und eine rechteckige Formgebung – viele Menschen verbinden diese glatte Gestaltung mit dem Bauhaus-Stil. Doch wir als Raumgestalter haben uns gefragt: Was ist das Besondere am Bauhaus und wieso ist dessen Ausdrucksweise so zeitlos? Malerhauck feiert das 100-jährige Jubiläum der 1919 in Weimar gegründeten Schule für freie angewandte Kunst und befasst sich genauer damit, was das Bauhaus mit der Einrichtung eines modernen Wohnraums zu tun hat. Dabei liegt unser Fokus auf der neuen Denkweise des Bauhauses, das die Farblehre und die Materialauswahl in den Vordergrund gerückt hat.
Die Kunst der Reduktion
Direkt nach der Gründung wird an der Kunstschule eine Werkstatt für Wandmalerei eingerichtet. Die Primärfarben Rot, Blau, Gelb werden akzentuiert gesetzt, die Nichtfarben Weiß, Grau und Schwarz stehen im Vordergrund. Sie unterstreichen die Klarheit der Architektur und Einrichtung und führen zu einem harmonischen Gesamtbild. Walter Gropius, der Weiß als Symbol für Klarheit und Reinheit bezeichnet, lässt bunte Farben hauptsächlich im Innenausbau zu und auch dort nur abgeschwächt oder gebrochen. Wassily Kandinsky und Paul Klee, beide Bauhaus-Künstler, verwenden intensivere Farben. In den 14 Jahren von der Gründung bis zur Schließung durch die Nationalsozialisten 1933, entwickeln die „Bauhäusler“ Kunstwerke und Räume, die bis in die Gegenwart als modern empfunden werden. Das vielfältige, sowohl handwerkliche und künstlerische Spektrum des Bauhauses und seiner Schüler, bzw. Lehrer, inspiriert uns noch heute. Es beeinflusst unsere Auffassung von Design, egal ob im Umbau, bei Malereiarbeiten, oder in der Raumgestaltung.
Pioniere einer neuen Welt
Die Gründung der Schule fällt in die Nachkriegszeit. Damals sind die Mittel sind knapp und Walter Gropius steht vor der Aufgabe massentaugliches Mobiliar herzustellen ohne dabei die Kunst und das Design aus dem Auge zu verlieren. Eine Herausforderung. In der Architektur setzt sich eine einfache Formensprache mit glatten, ungebrochenen Flächen durch. So entsteht Gropius Idee eines modernen und schnörkellosen Gestaltungsstils. Dieser ist aber ganz sicher nicht langweilig, sondern zeitlos und experimentell. Und das nicht nur bezüglich der Formen, sondern auch der ausgewählten Materialen, wie Stahl, Chrom, Aluminium und Glas. Jeder Schüler des Bauhauses muss in die „Vorlehre“. Das bedeutet, dass sich die Künstler ein Jahr lang mit Material und Farbe beschäftigen bevor sie sich auf ein Handwerk spezialisieren. Auch das ist neu.
Keine Stilrichtung, sondern eine Denkschule
Unbestreitbar ist die Innovation, die Architekt Walter Gropius mit der Gründung der Kunst-Schule schafft: Wie keiner zuvor verbindet er Kunst und Handwerk. Unter dem Motto „Form follows function“ zielt er auf Funktionalität, Zugänglichkeit und Alltagstauglichkeit seiner Werke ab. Heute besonders in der Architektur wegweisend, beschränkt sich das Bauhaus aber keineswegs nur auf die Gestaltung von Häusern. Alle Formen der darstellenden und gestalterischen Kunst sind einbezogen und führen zu einem erstaunlich breit gefächerten Wirkungskreis. Vom Ballett, über Möbel, bis hin zu Alltagsgegenständen wie der Teetasse – der Einfluss des Bauhauses ist weit gestreut. Der Name Bauhaus entstand in Anlehnung an die Bauhütten des Mittelalters, in denen verschiedene Gewerke zusammen kamen – ein multidisziplinäres Prinzip.